Miteinander ohne Grenzen – die Ehrenamtliche Solenne Z. im Gespräch
Seit mehr als einem Jahr engagiert sich Solenne als ehrenamtliche Mitarbeiterin bei mlg wohnen. Im Interview erzählt die gebürtige Französin von ihrer Motivation, freiwillig aktiv zu sein und berichtet, was sie im Alltag mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung bereichert.

Solenne, schön, dass du da bist! Du bist Ehrenamtliche bei der mlg wohnen. Würdest du dich bitte einmal kurz vorstellen?
Solenne Z.: Ich bin Solenne, ich komme ursprünglich aus Frankreich. Ich wohne in Bonn seit 2011. Ich arbeite von zu Hause aus für eine kleine Schuhmarke aus NRW. Bei der mlg wohnen bin ich seit Februar 2023.
Warum hast du dich für dieses ehrenamtliche Engagement hier bei uns entschieden?
Solenne Z.: Ich wollte immer ehrenamtlich tätig sein. Ich habe mich bei der Freiwilligenagentur in Bonn beworben und habe eine Liste von Möglichkeiten für Freiwilligendienste bekommen. Ich wollte mit Leuten mit Behinderung arbeiten, also mit Kindern oder Erwachsenen. Auf der Liste habe ich das Angebot von der mlg wohnen gesehen und ich dachte, okay, das passt gut, das ist nicht so weit von zu Hause. Ich werde einfach eine E-Mail schreiben und sehen, was für eine Hilfe gebraucht wird und ob es passt.
Und wie war dein Einstieg hier bei uns?
Solenne Z.: Sehr schön. Ich hatte ja einen Termin, mit dir, Anke. Du hast mir erklärt, was ihr macht mit Kindern, mit Erwachsenen und was für Tätigkeiten und Angebote es für sie gibt. Und dass es viel Flexibilität für die Ehrenamtlichen gibt. Ich dachte, okay, das kann gut für mich funktionieren. Ich kann einfach kommen, wenn ich Zeit habe, und ich brauche keine speziellen Talente oder ausgewiesene Expertise. Mein erstes Engagement hatte ich letztes Jahr Karneval, ich war als Betreuerin für Kinder und Jugendliche da. Ich habe einfach mitgeholfen. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich bei einem Karnevalzug dabei. Es war sehr schön!
Karneval war der Einstieg und wie gestaltet sich dein Ehrenamt mittlerweile?
Solenne Z.: Ich bin fast jeden Monat bei der mlg wohnen und ich helfe gerne. Wir bekommen eine E-Mail von einer Mitarbeiterin, von Annika, und sie fragt nach Hilfe für Projekte, also für einen Besuch im Stadtmuseum, Unterstützung bei einer Aufführung, beim Kinoabend oder Cocktailabend. Und wenn ich Zeit habe, dann komme ich gerne zur Betreuung, zum Helfen oder Aufräumen. Ich treffe die Klientinnen und Klienten und habe Spaß.
Gab es besondere Herausforderungen? Und, wenn ja, wie hast du diese gemeistert?
Solenne Z.: Am Anfang dachte ich, okay, ich werde viele Leute treffen. Ich komme zwar regelmäßig, aber nicht oft – ich hatte ein bisschen Angst, die Namen nicht zu erinnern, die Bedürfnisse nicht zu erkennen und nicht wirklich in der Situation zu wissen, was ich machen soll. Aber das war kein Problem, weil alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr nett zu mir waren. Die Sprache war auch kein Problem. Also es gab keine großen Herausforderungen, meiner Meinung nach. Es war eher so: Einfach neue Leute kennenlernen und sicher sein, zusammen Spaß zu haben. Wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind einfach hier, um zu helfen. Wir wollen eine gute Zeit zusammen verbringen.
Gab es denn besondere Begebenheiten, also Situationen, Erfahrungen, die du gerne teilen möchtest?
Solenne Z.: Ja, bei mir war es am Anfang so, das war interessant – und das ist auch ein Grund, warum ich gerne Ehrenamtliche für Leute mit Behinderung bin – konnte ich manchmal nicht unterscheiden, wer eine Behinderung hat und wer nicht. Und das war für mich super, einfach nicht zu fragen: „Okay, was hast du? Warum bist du hier? Bist du hier Klientin, Klient oder Ehrenamtliche?“ Das war wirklich super. Hier treffen sich alle Menschen und haben Spaß. Ich brauche nicht zu wissen, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht und was für eine Behinderung, um Spaß zusammen zu haben. Das ist wirklich schön, die beste Sache.
Und es gab noch etwas Besonders letztes Jahr: Wir haben eine Städtereise gemacht nach Koblenz und sollten uns vor der Reise vorstellen. Und ich habe mich vorgestellt als eine Person, die nicht so oft redet und nicht immer so guter Laune ist. Nach der Fahrt sagte der Klient Max zu mir, dass ich mich nicht mehr so vorstellen soll, das wäre einfach nicht richtig. Denn wir hatten zusammen wirklich viel Spaß. Er konnte nicht glauben, dass ich mal keine gute Laune habe. Das war für mich ein sehr schöner Moment.
Was ist dir denn bei der Ausübung deines Ehrenamts wichtig?
Solenne Z.: Mir ist wichtig zu verstehen, was die Klientinnen und Klienten von mir erwarten. Also, wenn wir hier sind, einfach sicher zu sein, dass sie alles bekommen, was sie möchten, zu trinken, zu essen, dass sie Spaß haben. Und während wir draußen sind, dass sie in Sicherheit sind auf der Straße. Für mich ist es einfach wichtig zu verstehen, in welcher Situation ich auf was achten soll, sodass wir alle Spaß haben. Unsere Klientinnen und Klienten sollten kein Problem haben. Mir ist es wichtig zu helfen und das macht mir Spaß.
Gibt es etwas – unabhängig von deinem Ehrenamt, was du leidenschaftlich gerne machst?
Solenne Z.: Ich bin generell ein kreativer Mensch, also ich mag alles, was mit Kultur zu tun hat, ein Theaterstück, einen Film gucken, mach ich gerne, oder Bücher lesen. Ich lerne Gitarre spielen – und ich sage „lernen“, weil ich nach sieben Jahren immer noch keine gute Gitarrenspielerin bin. Und einfach Zeit mit meiner Familie und Freunden verbringen und reisen – da mache ich auch gerne.
Was bedeutet dir, in einem Satz zusammengefasst, dein Ehrenamt bei uns?
Solenne Z.: Für mich ist Inklusivität extrem wichtig. Ich glaube, dass die Welt schöner wäre, wenn wir alle miteinander Zeit verbringen würden, ohne uns um verschiedene Hintergründe zu kümmern – um Religion, Politik, Kultur, Behinderung … – Leute nicht in „Boxes“ stecken würden. Für mich ist es wichtig, inklusiv zu denken, als Französin, die in Deutschland lebt, die mit Leuten mit Behinderung arbeitet, mit ihnen Zeit verbringt. Ich werde akzeptiert und akzeptiere andere, das macht mich glücklich.
Vielen Dank, liebe Solenne, für das Gespräch.
Das Gespräch führte Anke van Elk, Koordinatorin für die ehrenamtlichen Arbeit.